10.09.2023

Wachstumsbedingungen

1Mo 41,52: Gott hat mich wachsen lassen in dem Lande meines Elends.

Röm 5,3-5: Wir rühmen uns aber auch der Bedrängnis, weil wir wissen, daß Bedrängnis Geduld bewirkt, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung. Hoffnung aber läßt nicht zuschanden werden.

Einer meiner Sportlehrer vertrat die Theorie, daß Muskeln sich nicht durch Strecke, sondern durch Druck aufbauen. Geschwister, die Verfolgung erlebt haben, bezeugen oft, dass ihr „Glaubensmuskel“ durch den Druck stark wurde.

Auch Diamanten entstehen aus Holzkohle. Sie brauchen aber dafür entweder unglaublich lange Zeit oder unvorstellbar hohen Druck. Und was auf der einen Seite weniger ist, muss auf der anderen Seite mehr sein. In diesem Sinne beschreibt auch Petrus (1Pt 1) das, was Bedrängnis mit unserem Glauben macht.

Wir lesen die Josefs-Geschichten oft so locker-flockig, aber wie hat wohl Josef selbst seine Geschichte erlebt? Ein Lobpreis-Abend in der Zisterne, eine nie endende Familienfreizeit im Gefängnis? Was Josef zum Glaubenshelden nach Hebr 11 macht, ist, dass er sein Ergehen und Erleben immer an einen Hoffnungsanker knotet, den er solange in den Himmel wirft (Geduld), bis er sich an Gott festhakt (Bewährung). Und das Außergewöhnliche an so einem Hoffnungsseil ist: Man kann fest daran ziehen. Iranische Christen z. B. ziehen solange daran, bis Jesus direkt bei ihnen im Gefängnis ist. So erleben sie, dass Hoffnung nicht zuschanden werden lässt.

Ein arabisches Sprichwort sagt: „Wenn immer die Sonne scheint, entsteht eine Wüste.“ Vielleicht sind die geistlichen Dürre-Katastrophen in unseren Gemeinden darauf zurückzuführen, dass wir seit 78 Jahren weder Regen noch Wind hatten. In der Ukraine wächst Gemeinde Jesu gerade wegen des gewaltigen Unwetters.

Wir haben kürzlich den Rundbrief eines Missionars-Ehepaares gelesen, das gesundheitlich Wege geführt wird, bei denen ich Jesus längst die Gefolgschaft aufgekündigt hätte. Sie schreiben aber, genau das sei es, wodurch sie zu Jesus wüchsen, wodurch ihre Wurzeln stärker würden und weshalb sie sich noch mehr nach Geschwistern und dem Dienst an ihnen sehnen würden. Dabei haben Tanja und ich festgestellt, dass wir Jesus gar nicht zulassen, „um uns her zu graben, zu düngen und zu begießen, damit wir Frucht bringen“, und haben erst einmal Buße getan.

Würden wir Jesus besser kennen, würden wir die Bedrängnisse, die er schickt, als seine Chancen ansehen. Dann würde das Wissen um sein Handeln unsere Seelen versorgen. Dann würden wir ihn nicht mehr für irgendetwas loben, sondern weil er ist, der er ist.

Jens Döhling