21.05.2023

Ps 51,14: Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe, und mit einem willigen Geist rüste mich aus!

Jak 5,13: Leidet jemand unter euch, der bete! Ist jemand guten Mutes, der singe Psalmen!

Gott läßt sich bitten – auch und gerade in Situationen, in denen wir dazu kein Recht mehr haben.Allerdings sind hierfür bestimmte Bedingungen zu beachten.

In Ps 51 kann David nur noch bitten, weil alles andere in seiner Schuld zerbrochen ist. Und gerade das macht seine Bitte erhörlich. Als Saul sich ein Amt anmaßt, das er als König nicht hat, und Samuel ihn davon überführt, versucht er zu verhandeln: Hör zu, Samuel, du hast ja im Prinzip Recht. Aber jetzt geh mal mit mir raus und tu so, als wenn nichts wär! Wir klären das dann später. Als Nathan zu David sagt: „Du bist der Mann.“, ist schlagartig nur noch Zerbruch und Ohnmacht – und dann aus der Buße heraus die Bitte. Diese Bitte läßt sich vom Zerbruch nicht abschrecken, sondern sie nimmt Gottes Willen zur Heilung ganz ernst.

Jakobus wirft der Gemeinde vor, sie benutze die Bitten als Beschleuniger ihrer Eigendrehung: „Wenn ihr bittet, dann um es in euren Lüsten zu verzehren.“. Diese Bitten nehmen Gott sowenig zur Kenntnis wie Kinder den Mann im Eiswagen.

Die Bibel wirbt dafür, daß wir Ernst machen mit dem, der am anderen Ende unserer Bitten ist. Helmut Thielicke sagte: „Beim Bitten geht es um die Hand des Vaters, nicht um die Pfennige darin.“ Deswegen konnten frühere Generationen von Christen auch Schläge aus der Hand des Vaters annehmen, während wir heute den seelsorglichen Schaden des Blickwechsels der letzten 40 Jahre einfahren. Sie hatten ein schwereres Leben, und sie hatten ein leichteres Bitten. Sie kannten das Herz hinter der Hand, nicht nur ein Bild davon.

Dieses Kennen macht aus Leiden ein Bitten. Und dieses Bitten ist schon getragen vom Psalmensingen wie beim Psalmisten selber: „..., denn ich werde ihm noch danken.“. Dieses Bitten zerbricht nicht im Zerbruch, sondern es wächst aus ihm und wird im Rückblick wiederum zum Psalmen-singen. Hier schließt sich ein Kreis, in dem das Lob den Zerbruch trägt und das Heil-werden die Bitten. So löst sich Gebet aus dem Kreisen um sich selber und wird zum Kreisen um das Herz des Vaters.

Für den verlorenen Sohn wird das Kennen des Vaterhauses zum Anlaß der Buße, und die Buße wird zum Kennen des Vaterherzens. Aus diesem Kennen kommt David nach Ehebruch und Auftragsmord zu der Bitte: „Erfreue mich wieder!“.

„Stern, auf den ich schaue; Fels, auf dem ich steh‘! Führer, dem ich traue; Stab, an dem ich geh‘! Brot, von dem ich lebe; Quell, an dem ich ruh‘! Ziel, das ich erstrebe – alles, Herr, bist du!

Ohne dich, wo kämen Kraft und Mut mir her? Ohne dich, wer nähme meine Bürden, wer? Ohne dich, zerstieben würden mir im Nu Glauben, Hoffen, Lieben – alles, Herr, bist du!

Drum, so will ich wallen meinen Pfad dahin, bis die Glocken schallen, und daheim ich bin. Dann mit neuem Singen jauchz‘ ich froh dir zu: Nichts hab ich zu bringen – alles, Herr, bist du!“ (Fr.A.Krummacher)

Jens Döhling