Kein Geschöpf ist vor Gott verborgen

23.04.2023


Jer 23,24: Meinst du, daß sich jemand so heimlich verbergen könnte, daß ich ihn nicht sehe, spricht der Herr; bin ich es nicht, der Himmel und Erde erfüllt?


Hebr 4,13: Kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern es ist alles bloß und aufgedeckt vor dem Augen dessen, dem wir Rechenschaft geben müssen.


Es hat sich seit den Tagen des Jeremia offenbar nicht viel geändert: Hirten betrachten die Herde Gottes als Selbstbedienungs-Metzgerei. Propheten können lügen, soviel sie wollen, und gelten trotzdem mehr als der, der sie eigentlich hätte beauftragen müssen, wenn sie denn was zu sagen haben sollten. Auch Gottes Frage: Wo willst du dich denn vor mir verstecken? Kann bis heute keiner beantworten. Gott hat nie einen Zweifel daran gelassen, wie er mit denen verfahren wird, die seine Herde schlachten, oder mit denen, die seiner Herde Weide und Wasser vergiften, oder mit denen, die für sich Ämter und Aufträge reklamieren, die sie von Gott gar nicht haben, weil sie ihr eigener Gott sind.

Jeremia war Lutheraner: „Ein Prophet, der Träume hat, der erzähle Träume! Wer aber mein Wort hat, der predige mein Wort! Wie reimen sich Stroh und Weizen zusammen?“ Gott sagt: „Ich will wachen über meinem Wort, daß ich’s tue.“ Wenn Menschen in verschlossenen Ländern Träume haben, die sie entweder zur Bibel, oder direkt zu Jesus führen, dann paßt das sehr gut zusammen. Bei unseren westlichen Träumern ist aber i. d. R. das Gegenteil der Fall: Nix mit Bibel und ein anderer Jesus. Meinen diese „Propheten“, sie könnten sich vor Gott verbergen, oder spielt es gar keine Rolle mehr, daß Gott die Macht hat, seine Heiligkeit auch durchzusetzen?


Daß wir vor Gottes Richterstuhl offenbar werden, ist nicht optional, sondern der direkte Horizont eines Christenlebens. Im Hebr ist es immer die Kombination: Der Richterstuhl ist der Gnadenthron; er ist nie nur eins von beiden. Verstecken oder Bedecken – was soll es für mich vor diesem Richterstuhl sein? Offenbar-werden und das Blut des Lammes in Anspruch nehmen, das ist die Haltung, die mit dem Offenbar-sein vor diesem Richterstuhl korrespondiert.


Verstecken würde der Haltung entsprechen, die sich auch in Afrika schon immer bewährt hat: Wenn ich vor einem Löwen stehe, halte ich mir einfach die Augen zu. Der Löwe denkt nämlich, wenn ich ihn nicht sehen kann, kann er mich auch nicht sehen. Die Überlebenschancen sind genauso todsicher wie die unserer heutigen Gesellschaft. Warum wollen Christen und Gemeinden da mit untergehen? Sollten wir nicht mal langsam „die Zeit auskaufen, denn es ist eine böse Zeit“?

„Suchet den Herrn, solange er zu finden ist!“

Jens Döhling