25.06.2023

Hab 2,3: Die Weissagung wird ja doch erfüllt werden zu ihrer Zeit. Wenn sie sich auch hinzieht, so harre ihrer!

1Pt 4,7-8: So seid nun besonnen und nüchtern zum Gebet! Vor allen Dingen habt untereinander beharrliche Liebe!

Das „Harren“ richtet sich auf Gott.

Für Habakuk und manche seiner Kollegen ist das Harren auf Gott Grundthema ihres Lebens und Dienstes. Wer sich um einen Propheten-Posten bewirbt, sollte immer zuerst bei Jeremia die Stellenbeschreibung lesen!

Das NT erwähnt an manchen Stellen, viele Propheten hätten gerne gewusst, auf was für ein Ziel sie eigentlich zuarbeiten. Gott habe es ihnen aber nie gezeigt, der Gemeinde dagegen schon: Jesus Christus. In ihm trifft sich Habakuks „zu seiner Zeit“ mit dem „Als die Zeit erfüllt war, ...“ des Paulus (Gal 4,4). Von ihm her und auf ihn hin muss auch das Harren gedeutet werden.

Komplementär zu diesem Harren ist immer die Geduld. Warum warten wir Christen immer noch auf die Wiederkunft Christi? – Weil Gott immer noch Geduld mit den Sündern hat. Warum warten wir Christen immer noch auf Gottes Gericht über unsere Gesellschaft? – Weil seine Langmut seinen Zorn immer noch überwiegt, und er deswegen Gnade vor Recht ergehen läßt.

Warum warte ich im Glauben auf bestimmte Dinge? Weil dieses Warten die Geduld stärkt, die Geduld mir einen bewährten Glauben bringt, diese Bewährung meine Hoffnung festmacht, und diese Hoffnung mich nach oben zieht, statt mich nach unten sinken zu lassen. Warum wartet Habakuk? – Weil Gottes Heilshandeln ihm selbst oft viel Geduld abverlangt. Das beste Beispiel dafür ist Abraham. An dessen 100. Geburtstag hört man Gott förmlich denken: „Na, das war vielleicht eine schwere Geburt, bis du mal mit deinem eigenen Gemache fertig warst! Darf ich jetzt endlich?“ Jeremia schreibt den Weggeführten einen Brief zum Thema Harren. Die Quintessenz lautet: Gott verordnet euch eine Ehrenrunde von 70 Jahren. Die könnt ihr auch nicht abkürzen, weil er euch wegen eurer Gottlosigkeit noch sehr viel zu lehren hat.

Harren ist eine Glaubenskunst, die Gott seinen Leuten oft abverlangt, wenn er sie geistlich reifen lassen will. Wer Gott hier aus der Schule läuft, darf sich ziemlich sicher sein, dass er in Glauben und Leben Schiffbruch erleiden wird. Mit diesem Harren verbindet sich immer eine geistliche Grundfrage, nämlich: Wer ist Gott? Vielleicht fängt geistliches Reifen, bei dem mir auch das Harren leichter wird, damit an, dass ich mir vom Geist Gottes diese Frage mal großmachen lasse. Als erstes wird der Geist Gottes mir dann meine Gottesbilder zerlegen. Die Frage: „Wer ist Gott für mich?“ führt nämlich nie zur Wahrheit. Dann wird er mich „in alle Wahrheit leiten“, nämlich in die Offenbarung Gottes in Jesus Christus. Nur hier kann und wird er mein Vertrauen festmachen, so dass es auch Spannungen aushält.

„Gott wird dich tragen, drum sei nicht verzagt! Treu ist der Hüter, der über dich wacht. Stark ist der Arm, der dein Leben gelenkt. Gott ist ein Gott, der der Seinen gedenkt.

Gott wird dich tragen mit Händen so lind. Er hat dich lieb wie ein Vater sein Kind. Das steht im Glauben wie Felsen so fest. Gott ist ein Gott, der dich nimmer verlässt.

Gott wird dich tragen, wenn einsam du gehst. Gott wird dich hören, wenn weinend du flehst. Glaub es, wie bang dir der Morgen auch graut: Gott ist ein Gott, dem man kühnlich vertraut.

Gott wird dich tragen in Tagen der Not. Gott wird dir beisteh’n in Alter und Tod. Fest steht das Wort, ob auch alles zerstäubt: Gott ist ein Gott, der in Ewigkeit bleibt“ (W.Rauschenbusch).

Jens Döhling