19.11.2023
Die Lehre bewahren
Mi 2,7: Des Priesters Lippen sollen die Lehre bewahren, dass man aus seinem Munde Weisung suche, denn er ist ein Bote des Herrn Zebaoth.
1Pt 3,15: Seid allezeit bereit zur Verantwortung gegenüber jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist!
Das Verbindende soll wohl die Suche nach hilfreicher Orientierung sein. Darüber hinaus haben diese Verse ganz verschiedene Richtungen. Die Priester sollen die autoritative Lehre Gottes verbindlich weitergeben. Die Christen sollen ihren Herrn Jesus Christus persönlich bezeugen.
Gott offenbart in seinem Wort verbindliche Lehre. Das ist in seiner Gottheit und seiner Majestät begründet. Wer das ablehnt, lehnt Gott selber ab – „er sei, wer er wolle“! Man kann das ja auch nachvollziehen: Was wissen tote Sünder über das Leben aus und mit dem heiligen Gott? Man kennt das auch aus dem Alltag: Die Firma Sony offenbart verbindliche Lehre über ihre DVD-Rekorder, und zwar, damit die Käufer die Dinger nicht schrotten. Mit uns selber verfahren wir Menschen aber grundsätzlich nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum und sind dann immer tödlich beleidigt, wenn der Irrtum überwiegt. Mit Reklamationen bitte an den Hersteller wenden! – Aber welche Telefonnummer hat der Urknall?
Die Priester sind also von Gott dazu eingesetzt, seine autoritative Lehre klar darzulegen – die Propheten für deren Zuspitzung. Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Christen unter dem Aspekt des allgemeinen Priestertums? Wie subjektiv darf „die Hoffnung, die in euch ist“, formuliert werden? Die Formulierung dieser Hoffnung nimmt ja eher teil am prophetischen Dienst, den Christen von Jesus haben. Wenn diese Hoffnung aber nicht nur in uns ist, sondern auch aus uns kommt, ist sie esoterisch, nicht christlich. Diese Hoffnung hat nur dann Substanz, wenn sie in strenger Rückbindung an die Wahrheit Jesu Christi formuliert wird.
Werner Reinke sagte neulich in hr1, als Atheist beneide er jeden, der in seinem Glauben Halt für sein Leben finde. Solche Sätze machen
- den Glauben zu einer psychologischen Größe und
- den Halt zu einem in die Wolken geschraubten Lufthaken.
Darin steckt die These Ludwig Feuerbachs, der Glaube sei die Projektion menschlicher Sehnsüchte an den Himmel. Als Reaktion auf Schleiermacher und die liberalen Theologen seiner Zeit war diese These vielleicht sogar berechtigt.
Lehre, die anders lautet, als der heilige Gott sie in seinem Wort offenbart hat – ob sie deutlich verändert oder nur relativiert wird –, öffnet falschem Verständnis, und damit auch falschen Wegen Tür und Tor. Wenn der Trainer dem Elfmeter-Schützen sagt: „Du musst auf die Eckfahne zielen“, dann kann es sein, dass der Schütze sein Ziel perfekt trifft. Es nützt nur nichts, weil es das falsche Ziel ist. Und diese Art von Zielverfehlung ist der eigentliche Kernbegriff von Sünde.
Jakobus mahnt die Lehrer der Gemeinde zur Vorsicht: Doppelte Verantwortung, doppelte Strafe. Er sagt sogar: Lasst lieber die Finger davon, als das Risiko einzugehen, euch am Ende für eure Falschheit rechtfertigen zu müssen! Der heilige Gott selber geht durch seinen Propheten Hesekiel noch weiter: Der Sünder bezahlt für seine Sünde mit seinem Blut, aber wenn Du ihn nicht belehrt hast, werde ich dieses Blut von dir zurückfordern.
Unsere Zahlungsunfähigkeit auf Jesus zu legen, muss die Konsequenz haben, dass wir seine Zahlung für bare Münze nehmen. Es gibt hier auch keinen Vergleich im Sinne einer christlichen Privat-Insolvenz, bei der der Gläubiger auf alles verzichtet. Der sog. „kluge Verwalter“ hatte sich sehr trickreich bei den Pächtern seines Herrn eingeschleimt. Aber das dicke Ende kam: Die Schulden der Schuldner wurden nicht weniger, und er verlor alles.
Wenn der heilige Gott sein Volk richtet, nimmt er sich immer zuerst seine Priester und Propheten vor. Die Aufforderung des Judas lautet ganz ähnlich: Rettet die Verführten, richtet die Verführer!
Jens Döhling