14.05.2023
Dan 6,23: Daniel sprach: Mein Gott hat seinen Engel gesandt, der den Löwen den Rachen zugehalten hat, so daß sie mir kein Leid antun konnten.
Joh 10,27-28: Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir, ..., und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.
Das „Reißen“ ist wohl das verbindende Element. Daß ich persönlich diese beiden Verse nicht gut zusammendenken kann, liegt an der Heilsgeschichte. Bei Daniel ist das Zeugnis der Macht Gottes noch sehr diesseitig. Dagegen ist es für unsere Geschwister weltweit eher normal, daß sie „gerissen“ werden, nur eben nicht aus der Hand Jesu. Vielleicht müssen wir lernen, das Eigentliche, Echte mehr zu erwarten.
Viele werden nicht so bewahrt wie Daniel. Aber wenn Charismatiker hier behaupten, das sei Mangel an Glauben, müssen wir antworten: Das Gegenteil ist der Fall! Es ist gerade ihre Treue zu Jesus, die dazu führt. Gleichzeitig hat der Löwe, der wirklich gefährlich wäre, seit Ostern einen Dompteur. Das unterscheidet eben die Schafe dieses Hirten von anderen Schafen. Diesseitig sieht der Unterschied oft anders aus. Das Problem hatte auch schon Asaph. Dann sagt er: Mit alldem, was mir das Leben schwer macht, mußte ich an den Ort gehen, an dem der entscheidende Unterschied gemacht wird –
„..., bis ich ging ins Heiligtum Gottes ...“ (Ps 73).
Diese Joh-Stelle finde ich auch mit der Stelle aus 1Pt 5 schwer zusammenzubringen, wo es um den „brüllenden Löwen“ geht. Da nun beides biblische Tatsachen sind, müssen sie aber zusammen passen. Folglich muß der Unterschied zwischen Bewahrt-werden und Verschlungen-werden die Hand des Hirten sein. Bei dem Hirten gibt es also für den Löwen nichts zu reißen. Läuft der Hirte vielleicht deswegen so eilig los, um „sein Schaf“ zu suchen, weil es entfernt von ihm leicht gerissen werden kann, obwohl es doch „sein Schaf“ ist?
So kommen wir zu zwei weiteren Aspekten, die nur zusammengehen, weil Gott unbedingt Evangelium will: Daniel landet wegen seiner Treue zu Gott in der Löwengrube. Die Schafe bleiben nur beim Hirten bewahrt, nirgendwo anders. Derselbe Johannes schreibt dann aber: „Sind wir untreu, so bleibt er doch treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.“. Es führt letztlich also doch wieder alles von uns weg und hin zum heiligen Wesen Gottes.
Jens Döhling