August 2023
Ps 63,8: Du bist mein Helfer, und unter den Schatten deiner Flügel frohlocke ich.
„Deine Güte ist besser als Leben.“ – Ein Bekenntnis, das wohl niemand aus sich selbst heraus abgeben würde, das auch in Davids Lebensgeschichte hart durchlitten ist, das aber wohl zu den Höhepunkten der geistlichen Erkenntnis Davids aus seinen Wüstenzeiten gehört.
In dieser Wüstenzeit beschreibt David ein doppeltes existentielles Kleben, das ineinander aufgeht: Vor geistlichem Durst klebt meine Zunge am Gaumen, aber dabei bleibe ich an meinem Gott kleben. Auch die Sehnsucht nach Schatten, die er in seiner konkreten äußeren Situation n der Wüste Juda empfunden haben wird, führt er geistlich weiter: Da ich nicht in einer Oase sitze (Durst), sitze ich auch nicht im Schatten von Palmen; sehr wohl sitze ich aber im Schatten der Flügel Gottes. Bleiben wir bei dem sprachlichen Bild mit den Flügeln: Im Blick auf Saul oder Absalom kann David seine Lebenswüste vorgekommen sein, als säße er „unter Geiern“ wie bei Karl May. Im Blick auf den Gott, dem er gehört, sind es aber immer wieder Adlerflügel, unter denen er sich birgt und auf denen er sich getragen findet.
Jesus knüpft an eine allgemein bekannte Wüsten-Situation an, als er seinen Zuhörern die Vaterschaft Gottes erläutert: Ein Wüstenwanderer findet unterwegs Steine, Schlangen und Skorpione. Er braucht zum Überleben aber Brot, gedörrte Fische und hartgekochte Eier. „Wenn nun ihr menschlichen Väter, die ihr doch böse seid, euren Kindern gute Gaben gebt, wieviel mehr dürft ihr dann gute Gaben von eurem Vater im Himmel erwarten!“ Jesus greift hier eine Situation auf, in der man sich selbst nicht mehr helfen kann. In einer solchen Situation dürfte sich wohl auch David befunden haben, als er zu Gott sagte: „Du bist mein Helfer“.
Aus der Verfolgungssituation unter Saul ist uns bekannt, was für eine illustre Truppe sich bei David versammelt hatte. Das werden wohl nicht allzuviele Idealisten gewesen sein, eher solche, denen das Hemd näher war als die Jacke. Klar, ein Mord ging bei Joab immer, aber echte Hilfe, womöglich auch noch vor Gott verantwortet?
David schlägt in seinen Psalmen oft „Trau, schau wem!“ als Grundton an und schildert dann die Erfahrung: Ich habe und ich brauche keinen anderen Helfer als Gott. In Ps 34 zieht er sogar den Schluss: Warum nicht gleich so. Gott macht mit seinen Leuten im Alten Bund Geschichte, aus der wir lernen dürfen, ohne sie selbst erleben zu müssen (- danke!). Das ist wohl der Sinn der Weisheitsliteratur und auch das Lernziel der Psalmen.
„Auf Adlersflügeln getragen übers brausende Meer der Zeit, getragen auf Adlersflügeln bis hinein in die Ewigkeit. Über Berge und Täler und Gründe, immer höher zur himmlischen Höh; die Flügel sind stark, die mich tragen, die Flügel, auf denen ich steh.
Und unter denselbigen Flügeln, wie wunderbar ruhe ich aus! Da ist meine Zufluchtsstätte, mein festes, sicheres Haus. Der Feind mag über mir kreisen, und zielen und spähn wie er will: die Flügel sind stark die mich decken, und unter den Flügeln bleibt`s still. Ja, unter den Flügeln geborgen und auf den Flügeln bewahrt, das gibt ein seliges Ruhen, das gibt eine glückliche Fahrt; das gibt ein sicheres Wissen bei wechselnder Pilgerschaft; denn unter den Flügeln ist Frieden, und unter den Flügeln ist Kraft.“ (A. v. Viehbahn)
Jens Döhling