30.4.2023

1Mo 28,16: Als Jakob von seinem Schlaf erwachte, sprach er: Fürwahr, der Herr ist an dieser Stätte, und ich wußte es nicht.


Lk 24,32: Die Jünger sprachen: Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?


Wenn Gott sich verbirgt, dann um sich zu offenbaren. Wir verfügen nicht darüber, ihn zu erkennen, aber er tut es, und er will erkannt sein – manchmal darin, manchmal danach. Alle Fragen nach der Erkenntnis Gottes gipfeln in dem Wort Jesu: „Wer mich sieht, sieht den Vater.“. Deswegen schreibt Paulus: „In Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis.“.

Wenn Gott sich verborgen hält, dann um die Verhältnisse klarzustellen: Nicht wir erkennen ihn, er offenbart sich uns. Wenn das geklärt ist, dann gilt seinen Leuten die Zusage: „Ihr sollt erfahren, daß ein lebendiger Gott bei euch ist.“. Das Wann und Wie bleibt Sache seiner Hoheit, das Daß schuldet er aber seinem heiligen Namen.


Dafür sind die Emmaus-Jünger ein schönes Beispiel. Jesus läuft ihnen extra hinterher, weil er es nicht dabei bewenden lassen konnte, daß sie von ihren Enttäuschungen bestimmt würden. Während das Karfreitags-Geschehen für alle offensichtlich war, bleibt das Geschehen vom Ostermorgen ja eigentümlich verborgen. Berichte darüber, wie sich das Grab geöffnet hat, liegen zwar vor, der Heilige Geist hat sie aber einerseits wegen fehlender Seriösität, andererseits aber sicher auch gezielt und in voller Absicht aus der Bibel rausgehalten. Das Oster-Geschehen offenbart Jesus denen, die zu ihm gehören, ganz persönlich, dann aber in der vollen Kraft seiner Auferstehung. Maria erkennt ihn
nicht. Seine Anrede: „Maria!“ reicht dann aber völlig aus. Für Thomas kommt Jesus extra nochmal zurück. Wie tief Jesus ihn kennt, ist dann für Thomas die totale Überwältigung. Diese Erkenntnis wird zum Bekenntnis: „Mein Herr und mein Gott!“.


Jakob war davor und danach ein Wirtschafts-Krimineller; erst am Jabok überwältigt ihn Gottes Heiligkeit. Aber schon hier mittendrin stellt Gott, der mit ihm seine Heilsgeschichte macht, ihn in die Begegnung. Jakob flieht vor Esau als Konsequenz seiner eigenen Intrige. Ob diese als Schuld angerechnet wird, sagt die Bibel nicht. Aber Rebekka und er geben dem unsicheren Weg in eine ungewisse Zukunft den Vorzug vor Esaus Rache. So besteht Jakobs Leben an dieser Stelle im Wesentlichen aus nichts. Was bedeutet das für die Seele eines Intriganten, der darauf angewiesen ist, die Kontrolle zu haben? In dieses Nichts tritt Gott trotz allem mit seiner Lebensveränderung. Gleichwohl dauert es noch 20 Jahre, bis Jakobs Tatsachen Gottes Wahrheit einholen – also das Wann. Das Daß bestimmt aber schon die Himmelsleiter. Deswegen nennt Jakob schon hier den Stein, auf dem er geschlafen hat, „Beth-El“ (Haus Gottes).


Hätte Gott sich nicht einen wertvolleren Menschen suchen können als Jakob? Bestimmt. Er will aber seine Geschichte mit Sündern machen und ihre Wege zu sich kehren. Hätte Jesus sich nicht die Mühe sparen können und sagen: Ein bißchen Schwund ist immer? Bestimmt. Er will aber die Art von Begegnung, die Lebenswege aus Enttäuschung und Verzweiflung zu ihm umkehrt. Das sind wohl die Ziele seiner Offenbarung.

Jens Döhling